Nach den tagelangen Kämpfen in der syrischen Provinz Suwaida sind die verheerenden Folgen der Auseinandersetzungen immer deutlicher sichtbar geworden. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte kamen mehr als 500 Menschen ums Leben, darunter viele Zivilisten.
Die gleichnamige Provinzhauptstadt ist nach Angaben von Augenzeugen von wichtigen Versorgungsleistungen abgeschnitten. Einwohner beschreiben eine Stadt unter Schock, nachdem die Hochburg der drusischen Minderheit zum Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen zwischen Drusenmilizen einerseits und sunnitischen Beduinen sowie Regierungstruppen andererseits geworden war.
Schwere Vorwürfe gegen Regierungstruppen
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte machte die syrischen Regierungstruppen für schwere Menschenrechtsverletzungen verantwortlich, darunter die Exekution von 83 drusischen Zivilisten. Dutzende sollen exekutiert worden sein, ihre Leichen seien an Straßenrändern hinterlassen worden, teils gefesselt oder verbrannt.
«Überall waren Leichen», sagte ein freiwilliger Helfer des Zivilschutzes in der Stadt. Sunnitische Beduinen sollen aus Furcht vor Vergeltungsaktionen von Drusen mehrere Stadtviertel verlassen haben. «Beide Seiten leben in Angst und Unsicherheit in Suwaida», sagte der Leiter der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman.
Humanitäre Krise in der Stadt
Die humanitäre Situation in Suwaida war nach Angaben der Beobachtungsstelle prekär. Die Aktivisten riefen die internationale Gemeinschaft auf, dringend Hilfslieferungen zu leisten. «Es war wie ein wahr gewordener Alptraum», sagte eine Drusin aus der Stadt im Telefongespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
Häuser seien in Trümmer gelegt worden, Menschen in Trauer oder auf der Flucht. Auch nach dem Ende der Kämpfe war nach Angaben von Menschen vor Ort die Wasser- und Stromversorgung abgeschnitten. Das Krankenhaus der Stadt musste nach Angaben der lokalen Gesundheitsbehörde wegen Schäden geschlossen werden.
Netanjahu rechtfertigt israelisches Eingreifen
Israel wollte mit seinem Eingreifen eigenen Angaben zufolge die Drusen schützen. Die Drusen sind eine religiöse Minderheit, die aus dem schiitischen Islam entstanden ist und in Israel, Jordanien, dem Libanon und Syrien lebt. In Israel leisten die Drusen anders als die meisten muslimischen und christlichen Araber Militärdienst und spielen dort eine bedeutende Rolle in der Armee.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu begründete das Vorgehen auch damit, dass er keine syrischen Regierungstruppen südlich der Hauptstadt Damaskus zulassen wolle. «Wir werden syrischen Streitkräften nicht erlauben, in die Region südlich von Damaskus einzudringen», sagte Netanjahu in einer Videoansprache.
Al-Scharaa verurteilt israelische Angriffe
Syriens Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa verurteilte die israelischen Luftangriffe scharf. Israel versuche, sein Land in einen Krieg hineinzuziehen, sagte al-Scharaa in einer am Morgen übertragenen Ansprache an seine Landsleute. Gleichzeitig betonte er, die Drusen stünden unter dem Schutz des Staates und Verbrechen gegen die Minderheit würden ausnahmslos verfolgt.
Ein direkter Konflikt mit Israel sei dank der Vermittlung durch die USA, die Türkei und arabische Staaten abgewendet worden, sagte al-Scharaa. Die Sicherheit in Suwaida sei nun in die Hände von lokalen Kräften gelegt worden. Wie die Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte, begannen die Regierungstruppen mit dem Rückzug aus Suwaida.
Deutsche Kritik an allen Beteiligten
Außenminister Johann Wadephul (CDU) rief die Konfliktparteien auf, sich an eine Waffenruhe zu halten und die Stabilität des Landes nicht zu gefährden. Dass die Waffen auch nach Vermittlung durch die US-Partner nun schweigen würden, sei eine gute Nachricht, erklärte der CDU-Politiker in einer Mitteilung des Auswärtigen Amtes.
Wadephul verurteilte die Übergriffe auf Angehörige der drusischen Minderheit aufs Schärfste. Die dafür Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Mit Blick auf die israelischen Luftangriffe auch in der Hauptstadt Damaskus verlangte Wadephul, Syrien dürfe nicht zum Spielfeld regionaler Spannungen werden.
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.