Inmitten der zunehmenden Spannungen zwischen Russland und der NATO gab es am Montag eine überraschende diplomatische Wende. Zwei US-Militärvertreter besuchten das russisch-belarussische Großmanöver Sapad 2025 in Belarus als offizielle Beobachter.
Der belarussische Verteidigungsminister Viktor Chrenin empfing den US-Militärattaché Bryan Shoupe und dessen Begleitung persönlich auf dem Übungsgelände bei Baryssau, etwa 60 Kilometer nordöstlich von Minsk. «Die besten Aussichtsplätze sind für Sie», sagte Chrenin zu den amerikanischen Gästen und wies an, ihnen alles zu zeigen, was sie interessiere.
Seltene diplomatische Geste
Solche Besuche von US-Militärangehörigen bei Manövern Russlands oder seiner Verbündeten sind äußerst selten geworden, insbesondere seit der russischen Invasion der Ukraine im Februar 2022. Die Anwesenheit amerikanischer Beobachter bei der bis Dienstag dauernden Militärübung überrascht vor dem Hintergrund der angespannten Beziehungen.
Neben den USA entsandten auch andere NATO-Mitglieder wie die Türkei und Ungarn sowie 20 weitere Länder offizielle Beobachter. Belarus lud zudem Dutzende ausländische Journalisten und TV-Teams zu der choreografierten Militärveranstaltung ein.
Das Manöver findet in der Regel alle vier Jahre statt. 2021, noch vor Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine, hatten rund 200.000 russische Soldaten daran teilgenommen - diesmal sind es deutlich weniger.
Reduzierte Truppenstärke
Verteidigungsminister Chrenin sprach von 6000 belarussischen und 1000 russischen Soldaten. Westliche Militärexperten gehen indes von höheren Zahlen aus. Belarus hatte ursprünglich die Teilnahme von 13.000 Soldaten angekündigt, die Zahl aber im Mai um die Hälfte reduziert.
Das Manöver sorgte besonders bei den östlichen NATO-Staaten für Beunruhigung. Der Grund: die Drohnenattacke auf Polen vom 10. September, bei der mindestens 19 Drohnen teils hunderte Kilometer weit in polnischen Luftraum eindrangen.
Polen, Litauen und Lettland haben deswegen ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärft und den Flugverkehr eingeschränkt. Polen ging sogar so weit, seine Grenze zu Belarus vorübergehend zu schließen.
Keine akute Bedrohung
Trotz der Spannungen erklärte die NATO, von den Übungen gehe keine «unmittelbare militärische Bedrohung» aus, beobachte das Geschehen jedoch aufmerksam. Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik sieht aktuell «keine akute Eskalationsgefahr».
Nach Angaben von Focus warnt der finnische General Jaakkola jedoch, dass Russland über Ressourcen für mehrere strategische Operationen jenseits des Ukraine-Kriegs verfüge. Die historische Parallele zu 2021 ist dabei besorgniserregend: Damals blieben Truppen nach dem offiziellen Ende der Sapad-Übungen auf den Trainingsplätzen - wenige Monate vor der Ukraine-Invasion.
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.