Die Verhandlungen über den weltweit ersten globalen Vertrag gegen Plastikverschmutzung sind gescheitert. Rund 180 Länder konnten sich bei der fünften Verhandlungsrunde in Genf nicht auf eine Einigung verständigen.
Die Konferenz wurde nach einem nächtlichen Verhandlungsmarathon am Freitagmorgen vertagt. «Diese 5. Sitzung wird vertagt und zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt», sagte Konferenzvorsitzender Luis Vayas Valdivieso aus Ecuador. Ein neues Datum nannte er nicht.
EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall zeigte sich enttäuscht: «Die Welt braucht dringend eine Einigung.» Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, sagte: «Ich hätte mir mehr gewünscht, und mehr wäre möglich gewesen. Die unterschiedlichen Interessen liegen aber noch immer weit auseinander.»
Zwei zentrale Streitpunkte blockieren Einigung
Die Hauptkonflikte entstanden bei zwei entscheidenden Fragen. Erstens: Ob und wie die Plastikproduktion auf ein nachhaltiges Niveau begrenzt werden soll. Zweitens: Wie Länder des Globalen Südens finanziell unterstützt werden sollen, um Recyclinglösungen umzusetzen.
Ölförderländer wie Saudi-Arabien, Iran und Russland blockierten jede Beschränkung der Produktion konsequent. Sie liefern das Öl als Rohstoff für Plastik und warnten vor Verbotszenarien, obwohl niemand ein generelles Plastikverbot vorgeschlagen hatte.
Nach einer Zählung der Organisation Center for International Environmental Law waren 234 Lobbyisten der petrochemischen Industrie bei den Verhandlungen anwesend. Das waren mehr Vertreter als die diplomatischen Delegationen aller 27 EU-Länder zusammen.
Ehrgeizige Länder fordern umfassende Maßnahmen
Auf der anderen Seite stehen über 100 Länder mit ehrgeizigen Zielen, darunter Deutschland und die EU. Sie wollten Einwegplastik aus dem Verkehr ziehen und eine Kreislaufwirtschaft fördern, die den gesamten Lebenszyklus von Plastik umfasst.
Der Vertrag sollte nach dem UN-Mandat von 2022 rechtsverbindlich sein. Er sollte alle Bereiche von der Produktion über das Design bis zur Entsorgung abdecken.
Deutsche Plastikproblematik
Deutschland ist der größte Plastikproduzent in Europa. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums werden die gesammelten Kunststoffabfälle nahezu vollständig verwertet. Dennoch exportierte Deutschland 2023 noch 694.000 Tonnen Kunststoffabfälle - immerhin acht Prozent weniger als im Vorjahr.
Die globale Kunststoffproduktion hat sich seit den 1970er Jahren auf 367 Millionen Tonnen jährlich versiebenfacht. Ohne Maßnahmen könnte sie bis 2050 fast 600 Millionen Tonnen erreichen.
Verheerende Umweltfolgen
Plastik vermüllt Meere und Ökosysteme, tötet Fische und andere Lebewesen und gefährdet die menschliche Gesundheit. Kleinste Partikel werden vermehrt in Organen und auch im Gehirn gefunden. Die Nano- und Mikroplastikpartikel beeinträchtigen das Immunsystem, können sich in Arterien absetzen und fördern Entzündungen.
In Flüssen und Ozeanen haben sich nach Schätzungen weltweit 152 Millionen Tonnen Plastikabfälle angesammelt. Insgesamt wurden bislang 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff produziert, davon sind 6,3 Milliarden Tonnen zu Abfall geworden.
Umweltorganisationen sehen Chance im Scheitern
Umweltorganisationen bewerten das Scheitern als Möglichkeit für bessere Lösungen. Florian Titze von der Umweltstiftung WWF sagte: «Kein Abkommen ist in diesem Fall besser als eines, das den Status quo auf UN-Ebene zementiert, anstatt eine echte Lösung für die Plastik-Krise zu sein.»
Moritz Jäger-Roschko von Greenpeace kritisierte: «Oberste Priorität muss eine effektive Lösung der Krise sein. Kein fauler Kompromiss, der den Status quo zementiert und der fossilen Industrie erlaubt, weiter Kasse zu machen, indem sie die Welt mit Müll flutet.»
Verwendete Quellen: "DPA", "Zeit", "Bild", "NTV" Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.