Schauspieler Jannik Schümann (33) startet einen Buchclub-Podcast. Zusammen mit seiner Freundin Kara Wolf veröffentlicht er ab sofort jeden zweiten Dienstag eine neue Folge von «Zwischen Kotti und Kapiteln». Der aus Filmen wie «Die Mitte der Welt» und Serien wie «Sisi» bekannte Berliner will das Lesen vom isolierten Hobby zum Gemeinschaftsgefühl machen.
«Wenn ich ins Kino gehe, kann ich mit den anderen im Anschluss stundenlang über einen Film reden. Aber ein Buch liest man für sich selbst. Danach stelle ich es ins Bücherregal und ziehe das nächste raus. Mir fehlt dabei einfach der Austausch», erklärt Schümann seine Motivation. Die Hörerschaft kann per Sprachnachricht ihre Meinung äußern und monatlich das nächste zu besprechende Buch mitbestimmen.
Das Lese-Duo startet mit dem Roman «Blue Sisters» von Coco Mellors. Neben der monatlichen Buchbesprechung führen Schümann und Wolf Gespräche mit wechselnden Gästen. «Ich freue mich einfach, das Lesen nicht mehr als isoliertes Hobby wahrzunehmen, sondern als Gemeinschaftsgefühl.»
Internationale Promi-Buchclubs als Vorbild
Prominente als Buchclub-Gründer sind international längst etabliert. Star-Moderatorin Oprah Winfrey startete ihren Club bereits in den 1990er-Jahren in ihrer US-Talkshow. Dadurch schaffte es die englische Version von Bernhard Schlinks «Der Vorleser» 1999 auf Platz eins der Bestsellerliste der «New York Times».
Schauspielerin Reese Witherspoon betreibt seit 2017 «Reese's Book Club» und stellt dort Bücher vor, in denen vor allem Frauen im Mittelpunkt stehen. Der Club gilt als Sprungbrett für Autorinnen und Autoren - Witherspoon verfilmt deren Romane teilweise mit ihrer Produktionsfirma, wie bei «Big Little Lies».
Auch Dakota Johnson, Dua Lipa und Kaia Gerber geben ihren Fans regelmäßig Literatur-Tipps. In Deutschland besprechen Christine Westermann und Mona Ameziane bereits seit zwei Jahren im WDR-Podcast «Zwei Seiten» Bücher zu speziellen Themen wie Nacht oder Geschwister.
Neue Trends erobern die Lesewelt
«Silent Book Clubs» bringen eine andere Form des gemeinsamen Lesens. Bücherfans treffen sich eine Stunde zum stillen Lesen, danach können sie über das Gelesene sprechen. Das 2012 in einer Weinbar in San Francisco entwickelte Konzept gibt es mittlerweile in rund 60 Ländern.
Die Jugend hat das Lesen neu entdeckt, wie die Studie «Bock auf Buch» zeigt. Die Ausgaben für die Zielgruppe bis 19 Jahren stiegen zwischen 2019 und 2023 um 32 Prozent. Darin enthalten sind selbst gekaufte Bücher sowie Geschenke.
Buch-Influencer auf TikTok prägen heute mit, welche Bücher bei jungen Menschen beliebt werden. Über 63 Millionen Einträge gibt es unter dem Hashtag «BookTok» auf der bei Jugendlichen beliebten Plattform.
Verlage profitieren vom digitalen Boom
«Buchclubs haben in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen, befördert durch die digitalen Kanäle», erklärt Thomas Koch vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Frühere klassische Lesekreise vor Ort sprechen heute als digitale Formate und Podcasts eine breite Masse an.
«Die anhaltende Leselust junger Menschen, getrieben durch Genres wie New/Young Adult und Romance, stellt eine große Chance für Verlage und Buchhandlungen dar», sagt Koch. Viele Verlage bieten aufwendig gestaltete Ausgaben mit Farbschnitt an, die bei jungen Menschen besonders beliebt sind.
Das Projekt «Kultur Vivante» veranstaltet monatlich einen digitalen Buchclub für Menschen zwischen 16 und 25 Jahren. Auf dem Leseplan stehen historische Romane wie «Die Bücherdiebin», Jugendbücher wie «Simpel» oder Klassiker wie «Im Westen nichts Neues».
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.