Nach den harten Tagen in den Pyrenäen hoffte Florian Lipowitz auf eine entspanntere Fahrt nach Carcassonne. Doch die hektische Anfangsphase der 15. Tour-Etappe sorgte bereits nach 18 Kilometern für einen Schreckmoment bei Deutschlands Rad-Jungstar.
Später im Ziel war die Aufregung um den technischen Defekt längst wieder verflogen. Der 24-Jährige verteidigte an dem hochsommerlichen Sonntag in Südfrankreich souverän seinen dritten Platz der Gesamtwertung und das Weiße Trikot des besten Jungprofis.
Hoffnung auf historisches Podium
Lipowitz darf sich bei seiner ersten Frankreich-Rundfahrt weiter berechtigte Hoffnungen auf das Podium in Paris machen. Der junge Schwabe wäre seit 2006 der erste deutsche Radprofi, der auf dem Tour-Podest stehen würde. Damals belegte Andreas Klöden den zweiten Platz.
Im Gesamtklassement liegt Lipowitz weiter 7:53 Minuten hinter Titelverteidiger und Tour-Dominator Tadej Pogacar im Gelben Trikot und dessen Dauerrivalen Jonas Vingegaard (3:40 Minuten). Auf den viertplatzierten Oscar Onley hat der frühere Biathlet bereits einen Vorsprung von 1:25 Minuten.
Begeisterung in Deutschland wächst
«Ich bekomme super viele Nachrichten. Jeder freut sich mit mir. Ich hoffe, ich mache mir nun selber nicht zu viel Druck», sagte Lipowitz der ARD vor dem Start der 15. Etappe. «Es ist schön zu sehen, dass wieder so viele Leute in Deutschland Radsport schauen und begeistert sind.»
In Carcassonne rollte Lipowitz an der Seite von Tour-Dominator Pogacar und Vingegaard im Hauptfeld über den Zielstrich. Das Trio verzichtete auf gegenseitige Attacken und schonte die Kräfte für die anstehenden harten Kletterpartien in den Alpen.
Wellens gewinnt Etappe
Den Tagessieg holte sich nach 169,3 hügeligen Kilometern der Ausreißer Tim Wellens. Der 34-jährige Belgier aus dem Team von Pogacar gewann vor seinem Landsmann Victor Campenaerts und dem Franzosen Julian Alaphilippe.
Die hektischen ersten Kilometer zeigten aber auch, dass der Weg für Lipowitz auf die Champs-Élysées in der französischen Hauptstadt noch lang und voller Gefahren ist. Zu Beginn der 15. Etappe wurde er wie ein Großteil des Feldes durch einen Sturz von Alaphilippe aufgehalten und verpasste mit einem technischen Defekt erst einmal den Anschluss an die Spitzengruppe um Pogacar.
Fairplay von Pogacar
Mit Hilfe seines Red-Bull-Teams schaffte der Quereinsteiger, der erst vor fünf Jahren die Sportart gewechselt hatte, aber wieder schnell den Anschluss ans Hauptfeld. Zudem wurde Pogacar von seinem UAE-Team per Funk informiert, dass neben Lipowitz auch Vingegaard durch den Sturz den Anschluss verloren hatte.
Daraufhin drosselte der Slowene das Tempo und ließ sich zurückfallen. Es war eine Geste des Fairplays, denn der slowenische Ausnahmefahrer war auf der elften Etappe wenige Kilometer vor dem Ziel in Toulouse selbst zu Sturz gekommen. Die Konkurrenz hatte damals ebenfalls extra auf ihn gewartet und auf Attacken verzichtet.
Märchenhafte Pyrenäen-Tage
Lipowitz fühlt sich bei seiner Tour-Premiere «schon ein bisschen wie im Märchen». Das Selbstvertrauen nahm nach den Leistungen in den Pyrenäen von Etappe zu Etappe zu. «Ich denke, ich habe bis jetzt schon viel gezeigt. Ich kann vorne mitfahren», sagte er am Samstag nach der Kletterpartie über fast 5.000 Höhenmetern hinauf zur Skistation Luchon-Superbagnéres.
Sein Fokus liegt nun voll auf der letzten Tour-Woche, wenn es auf die schweren Alpen-Etappen geht. «Das wird die entscheidende», erklärt Lipowitz. «Ich hoffe, dass die Beine durchhalten und auch die letzte Woche gut überstehen. Ich werde mein Bestes geben.»
Mont Ventoux wartet
Nach dem Ruhetag am Montag steht auf der 16. Etappe am Dienstag mit dem Mont Ventoux ein erneutes Kletter-Spektakel für die Fahrer und Fans auf dem Programm. Von Montpellier geht es über 171,5 Kilometer hinauf zur Bergankunft auf dem legendären Tour-Klassiker in 1.910 Metern Höhe.
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.