Deutschland will weitreichende Raketenwerfer vom Typ Typhon in den USA kaufen, mit denen Ziele in 2.000 Kilometern Entfernung getroffen werden können - also auch in Russland. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat nach einem Gespräch mit seinem US-Kollegen Pete Hegseth in Washington offiziell sein Interesse an der Beschaffung bekundet.
«Deutschland kann also damit seine eigene Verteidigungsfähigkeit deutlich steigern, auch seine Abschreckungsfähigkeit deutlich steigern, aber eben auch die Europas», sagte Pistorius. Eine endgültige Entscheidung über die Beschaffung der Waffen ist allerdings noch nicht gefallen.
Typhon als neue Nachricht
Es war Pistorius' erster Besuch in Washington seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump und seinem Verteidigungsminister Hegseth im Januar. Nach seinem Gespräch im Pentagon verkündete Pistorius als «die neue Nachricht des heutigen Tages», dass Deutschland das Verfahren zur Beschaffung der Mittelstreckenwaffe Typhon eingeleitet hat.
Mit dem System können weitreichende Raketen wie Tomahawk abgefeuert werden. Über solche Waffen mit einer Reichweite von 2.000 Kilometern verfügt die Bundeswehr bisher noch nicht. Die USA prüfen nun, ob sie bereit sind, die Typhon-Raketenwerfer zu liefern. Hegseth habe die Anfrage aber wohlwollend zur Kenntnis genommen, sagte Pistorius.
Europäische Systeme erst in Jahren verfügbar
Entsprechende europäische Systeme sind noch in der Entwicklung und nach Angaben von Pistorius frühestens in sieben bis zehn Jahren verfügbar. Die Typhon-Raketenwerfer sollen für die Übergangszeit angeschafft werden.
Da auch dies noch einige Jahre dauern kann, hofft Pistorius darauf, dass die USA wie im vergangenen Jahr vom damaligen US-Präsidenten Joe Biden versprochen ab 2026 eigene Mittelstreckenwaffen in Deutschland stationieren werden. «Ich bin sehr zuversichtlich, dass es bei der Ankündigung vom Washingtoner Jubiläums-Gipfel letztes Jahr bleibt», sagte Pistorius.
Widerstand in der SPD erwartet
Eine Bestätigung der Trump-Regierung für die Stationierung gibt es bisher aber nicht. In der SPD ist die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Deutschland hochumstritten.
Zuletzt wurde sie in dem sogenannten «Manifest» zur Außenpolitik von Politikern des linken Flügels kritisiert, darunter der Ex-Fraktionschef Rolf Mützenich. Auch die Anschaffung eigener Mittelstreckenwaffen dürfte in diesem Teil der Partei auf Widerstand stoßen.
Patriot-Deal noch nicht abgeschlossen
Eine abschließende Einigung über die Lieferung von weiteren Patriot-Luftverteidigungssystemen an die Ukraine, die von Deutschland mit etwa zwei Milliarden Euro finanziert werden sollen, erzielte Pistorius mit Hegseth allerdings nicht. Es müssten noch letzte technische, logistische und finanzielle Details geklärt werden, die aber «für uns beide lösbar erscheinen», sagte der SPD-Politiker.
Bei den angesichts zunehmender russischer Luftangriffe dringend benötigten Patriot-Abwehrsystemen gibt es weiterhin zwei Möglichkeiten: Entweder Deutschland kauft zwei sofort verfügbare Systeme aus US-Beständen, die dann von dort direkt in die Ukraine geliefert werden. Oder die Bundeswehr stellt der Ukraine zunächst zwei ihrer Systeme zur Verfügung und bekommt später Ersatz aus den USA.
Bundeswehr kann nicht mehr Patriot abgeben
Mit den Patriot-Raketen («Phased Array Tracking Radar for Intercept on Target») können feindliche Flugzeuge, ballistische Raketen und Marschflugkörper abgefangen werden. Die Ziele können auf eine Entfernung von etwa 100 Kilometern und bis in Höhen von 30 Kilometern getroffen werden.
Die Bundeswehr hat von ihren ursprünglich zwölf Systemen bereits drei in die Ukraine geliefert. Da sie nicht mehr entbehren kann, geht Pistorius nun den Umweg über die USA.
US-Truppenabzug wird erwartet
Weiteres größeres Thema war die US-Truppenpräsenz in Deutschland. Pistorius stellt sich inzwischen auf eine Reduzierung der 38.000 Soldaten ein.
Er habe mit Hegseth eine enge Abstimmung darüber vereinbart, «wie wir Step by Step eine solche Entscheidung, wenn sie denn ansteht, umsetzen können». Damit wolle man «gefährliche Fähigkeitslücken» verhindern.
Trump änderte seine Position
Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump eine drastische Reduzierung der US-Truppen in Deutschland auf 25.000 Soldaten geplant. Beim Besuch von CDU-Chef Friedrich Merz im Weißen Haus Anfang Juni war davon aber keine Rede mehr.
Wenn Deutschland die amerikanischen Soldaten haben wolle, sei er dazu bereit, versicherte Trump damals. «Das ist kein Problem.» Beim Pistorius-Besuch in Washington hörte sich das nun anders an.
Verlagerung nach Asien geplant
Die USA überprüfen derzeit die Truppen-Stationierungen im Ausland. Es wird eine Verlagerung von Europa in die Indopazifik-Region erwartet. Ergebnisse werden voraussichtlich im September vorliegen.
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.