10,6 Millionen Deutsche betroffen: Leseschwäche gefährdet Zukunft

upday.com 6 godzin temu
Längst nicht alle Kinder können nach der Grundschule gut lesen. (Symbolbild) Sebastian Gollnow/dpa

Etwa 10,6 Millionen Menschen in Deutschland zwischen 16 und 65 Jahren können nur schlecht lesen und schreiben. Das entspricht jedem fünften Erwachsenen, wie die LEO PIAAC 2023-Sonderanalyse der Universität Hamburg zeigt.

Besonders betroffen sind Männer, ältere Menschen und Zugewanderte der ersten Generation. «Migration selbst ist nicht der ausschlaggebende Faktor für geringe Literalität, sondern der ökonomische Status ist entscheidend», stellt die Stiftung Lesen fest.

Nicole Pöppel vom Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung sieht die stagnierende Zahl trotz wachsender Bevölkerung als «ein gutes Zeichen». Dennoch warnt sie am Weltalphabetisierungstag: «Das Problem wird aber nachwachsen.»

Folgen für Betroffene und Gesellschaft

Die mangelnde Lesefähigkeit hat weitreichende Konsequenzen. «Fehlende Lesekompetenz wirkt sich negativ auf Berufschancen, das Selbstbild der Menschen und ihre Beteiligung am gesellschaftlichen Leben aus», erklärt Sabine Uehlein von der Stiftung Lesen.

Betroffene haben Schwierigkeiten im Beruf, bei der Orientierung im Gesundheitssystem und sind anfälliger für Falschinformationen. Viele fühlen sich politisch abgehängt und erleben Scham sowie ständige Überforderung im Alltag.

Probleme beginnen bereits in der Grundschule

Ein Viertel aller Grundschulkinder kann am Ende der vierten Klasse nicht ausreichend gut lesen. «Wir sehen schon im Grundschulalter, wie sehr Bildungserfolg der Kinder vom Elternhaus abhängig ist», berichtet Uehlein.

Kinder aus formal besser gestellten Familien haben einen Vorsprung von einem ganzen Lernjahr gegenüber Kindern aus sozial schwierigeren Verhältnissen. International schnitt 2021 nur Bulgarien schlechter ab als Deutschland.

«Wer nicht lesen kann, kann sich auch kein Wissen aneignen», betont Uehlein die dramatischen Langzeitfolgen für die Bildungschancen.

AlphaDekade zeigt Wirkung, braucht aber Fortsetzung

Die seit 2016 laufende Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung hat nach Einschätzung von Pöppel viel bewirkt. Das mit 180 Millionen Euro ausgestattete Programm läuft bis 2026 und zielt darauf ab, den funktionalen Analphabetismus zu verringern.

Allerdings sind viele Projekte bereits ausgelaufen oder stehen kurz davor. Das erfolgreiche Alfa-Mobil, das deutschlandweit über Leseschwäche aufklärte, ist ein Beispiel dafür.

Pöppel hofft, dass Bildungsministerin Karin Prien (CDU) das Programm fortsetzt. Bei einer AlphaDekade dürfe es nicht bleiben.

Ursachen liegen oft in der frühen Kindheit

«Lesekompetenz ist kein festes Merkmal, sondern das Ergebnis unterschiedlicher Voraussetzungen», erklärt die Stiftung Lesen. Die Grundlagen für das Lesenlernen werden bereits vor der Grundschule gelegt.

Die Stiftung entwickelte drei beispielhafte Lebensläufe: Emil repräsentiert jedes dritte Kind, dem zu Hause nicht vorgelesen wird. Kim wächst bei einer alleinerziehenden Mutter auf, der Zeit und Geld für Leseförderung fehlen.

Farid kam im Schulalter nach Deutschland und spricht die Sprache noch nicht. An der Hälfte aller Grundschulen gibt es keine gezielte Unterstützung für solche Kinder, berichtet die Stiftung unter Verweis auf eine Studie der TU Dortmund.

Lösungsansätze für bessere Leseförderung

«In den Lebensläufen geht es nicht um Vorwürfe», betont Sprecherin Laura Trost. «Wir wollen zeigen, wie Leben passiert, selbst wenn alle Beteiligten nur das Beste für die Kinder wollen.»

Die Stiftung Lesen fordert eine Stärkung der frühkindlichen Bildung und deutlich höhere Investitionen in Kitas und Schulen. Jeder könne nach seinen Möglichkeiten helfen, etwa als ehrenamtlicher Lesepate.

Deutschland sei auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen, mahnt Uehlein. Die Stiftung bietet kostenfreie Materialien und Projekte zur Leseförderung an.

(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.

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